Biografie

Thomas Hengelbrock ist in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmetalent: Als Violinist, Dirigent, Wissenschaftler und Musikvermittler in Personalunion begeistert er seit vielen Jahren sein internationales Publikum. Die tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem musikalischen Text, Sinn und Gehalt von Werken bildet den Mittelpunkt seiner epochen- und spartenübergreifenden Arbeit und zugleich die Basis für seine internationale Karriere. In spannenden Programmen kombiniert er Alt und Neu, Bekannt und Unbekannt und deckt dabei oftmals verblüffende musikalische Verwandtschaften auf. Regelmäßig fördert Thomas Hengelbrock vergessene und verloren geglaubte Werke zutage und ermöglicht gleichzeitig erfrischende Neubegegnungen mit dem Standardrepertoire. 

Seit über 25 Jahren feiert Thomas Hengelbrock als Gründer und künstlerischer Leiter mit seinem Balthasar-Neumann-Chor und -Orchester internationale Erfolge. In vielfältigen Akademie-Programmen fördert er junge Musiker:innen und teilt dort sein Wissen und seine Erfahrung. Auch für die großen internationalen Klangkörper wie die Wiener und Münchner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw Orchestra, das Orchestre National de France und andere, ist Thomas Hengelbrock ein gefragter Partner. 2017 eröffnete mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester die Elbphilharmonie in Hamburg.  

Neben der historisch informierten Aufführung im Originalklang von Werken wie Mendelssohns „Elias“, Haydns „Schöpfung“, Beethovens „Missa solemnis“, Wagners „Parsifal“ und Mascagnis „Cavalleria rusticana“ in der Urfassung widmet er sich insbesondere auch der Musik der unmittelbaren Gegenwart. Dabei arbeitet Thomas Hengelbrock eng mit zeitgenössischen Komponist:innen wie Jörg Widmann, Simon Wills, Lotta Wennäkoski, Qigang Chen und Erkki-Sven Tüür zusammen und leitete unter anderem die Uraufführungen von Wolfgang Rihms „Reminiszenz“ (2017) sowie Jan Müller-Wielands Oratorium „Maria“ (2018). 

Gemeinsam mit seinen Balthasar-Neumann-Ensembles ist Thomas Hengelbrock an renommierten Konzert- und Opernhäusern zu erleben, darunter die Opéra national de Paris, das Théâtre des Champs-Elysées, das Teatro Real in Madrid, das Royal Opera House in London, die Hamburger Elbphilharmonie und der Palau de la Música Catalana in Barcelona. Auch bei den Festivals in Baden-Baden, Aix-en-Provence und Salzburg ist er regelmäßig zu Gast und eröffnete 2020 mit Balthasar-Neumann-Chor und -Orchester eine Résidence Artistique im Château de Fontainebleau, die unter der Schirmherrschaft der UNESCO steht. 

Über seine Tätigkeit als Dirigent hinaus war Thomas Hengelbrock auch als Regisseur an zahlreichen Produktionen wie Purcells „Dido and Aeneas“ oder Mozarts „Don Giovanni“ beteiligt und erarbeitete 2005 gemeinsam mit der Choreografin Pina Bausch eine gefeierte Inszenierung von Glucks „Orfeo ed Euridice“, die bis heute in zahlreichen Ländern aufgeführt wird. Aber auch die Verbindung von Musik und Literatur bildet einen Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit. Dabei arbeitet er mit Schauspieler:innen wie Klaus Maria Brandauer, Johanna Wokalek und Graham Valentine zusammen. Eigene Fassungen von Griegs „Peer Gynt“ und Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“, in denen Musik und Weltliteratur miteinander verschmelzen, wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. 

Seit Beginn der Corona-Pandemie engagierte sich Thomas Hengelbrock besonders für das Fortbestehen der Kultur und die freischaffenden Musiker:innen in Europa. Darüber hinaus setzt er sich seit vielen Jahren dafür ein, jungen Menschen einen Zugang zu Kunst und Kultur zu erschließen. Er gibt sein Wissen und seine Erfahrung sowohl im Rahmen der von ihm gegründeten Akademie Balthasar Neumann und der Cuban-European Youth Academy als auch in vielfältigen Schul- und Sozialprojekten an die nächste Generation weiter. Für seine Verdienste wurde Thomas Hengelbrock 2016 der Herbert von Karajan Musikpreis verliehen.

Stand: August 2023